ROHR IM GEBIRGE - SPEZIAL

 

Durch Forschung der Universität Wien, Montanuni(Leoben) und dem Naturhistorischen Museum war das Gebiet der Steiermark, zu der Rohr i. Geb. auch einige Male gehörte, vor 17 Mill. Jahren eine subtropische Landschaft mit Urwälder, Sümpfe, exotische Gehölze, Nashhörner, Flughörnchen und zahlreiche Schlangen und Echsen. Exotische Gehölzer, wie Wasserfichte und Sequoia, die heute nur mehr in China und Kalifornien vorkommen, waren die häufigsten Bäume der Sumpf- und Auwälder. In den subtropischen Urwälder gediehen Lorbeer, Zimt und Teegewächse. Vor Jahrhunderten mußten sich die Menschen, meist waren es Jäger, mühsam einen Weg durch die Wildnis(Urwald) bahnen um Bären und Wölfe zu jagen. Mit dem Beginn der mittelalterlichen Kolonisation wird auch unsere Gegend immer mehr besiedelt. Das Tal besteht aus einer Sumpfwiese mit sehr stark wachsenden Schilfrohr, wodurch der Name " aufm Roer " gleichbedeutend " im Rohr " entstanden ist. Im 11.oder 12. Jhdt dürfte die Besiedelung von NW aus dem Hallbach-und Traisental begonnen haben. Die Holzgewinnung nahm einen ungeheuren Aufschwung. Die Eisenindustrie nutzte die Holzkohle und die Wasserkraft. Die Kalkbrennerei und die Lohgewinnung (Rindenflecke von Fichten für die Gerberei) waren von grösster Bedeutung. Mit den Pferden und Rinder die als Zugtiere dienten wurden die Waren von Rohr oft bis nach Wien transportiert wofür man eine ganze Woche unterwegs war. Es waren sehr schlechte Wege die sie benutzten, durch den Raingraben übers Tümpfel und Haselrast nach Gutenstein und auf der anderen Seite durch den Berlgraben, Urgersbach und Klostertal auf Gutenstein. Schon damals war den Rohrern ihr Haupterwerb das Holz, sowie das Holzkohlen. Die Köhler selbst standen in keinen guten Ruf. Die Rohrer waren sehr bekannt, durch ihre Wilderer, und standen an erster Stelle, in der Gegend. Viele Raubtiere gab es um Rohr, wie Bären, Wölfe und Luchse.

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1470 erstmals und 1595 zum zweitenmal und nun endgültig zur Pfarre erhoben. Durch einen Brand im alten Pfarrhof gingen alle wichtigen Aufzeichnungen verloren. 1679 zum erstenmal wurde der "Sensenmann"erwähnt, der heute noch vor der Kirche aufgestellt ist und der an die Pest erinnern soll, die auch unsere Gegend nicht verschonte. Die Pest wütete schon im 14 Jhd. und ging als der schwarze Tod in die Geschichte ein, er vernichtete ein viertel(25 Millionen)der damaligen Bevölkerung Europas. Hauptträger des Pestbakteriums ist der Rattenfloh. Menschen werden durch Flohstiche oder durch das Einatmen der Pestbakterien infiziert. Damals galt die Seuche als Strafe Gottes für Sünden der Menschheit. 1716 wurde das Kirchengebäude vergrößert. 1761 die Kirche bekam einen Zwiebelturm. 1878 wurde im Garten der alten Schule eine Notkirche aufgestellt. Die alte Kirche wurde abgerissen und in der heutigen Gestalt von Baumeister Schneider aus Wr. Neustadt neu erbaut und 1879 vollendet. 1897 die Kapelle am Unterberg wurde durch eine Sammlung des Florian Sommers renoviert, eine Turmglocke angekauft und zum zweitenmal eingeweiht. 1950-1962 wurde die Pfarrkirche vollständig renoviert.

Prangstangentragen zu Fronleichnam: Woher dieser Brauch stammt darüber gibt es verschiedene Varianten:

a) soll an die Pest erinnern

b) von Lebensmitteltransporte über die Berge als es noch keine Straßen gab

c) Holzfäller aus Salzburg haben ihn mitgebracht

Die Prangstangen aus 6m langen Holzstangen um die Blumenkränze bzw. Blumenschlangen gewickelt werden. Das obere Ende besteht aus einem kunstvoll, mit Blumen, gefertigten Wipfel darunter ein Grundgestell um das ein Blumenkranz gewickelt wird. Die Blumen werden am Vortag von den Familien gebunden und vor der Hl. Messe den Burschen übergeben die damit die Stangen sogleich schmücken. Vor 50 Jahre wurden die Prozession noch von 12 später von 4 Stangen begleitet. Seit einigen Jahren wird der "Himmel" von 6 Stangen begleitet. Nur unverheiratete Burschen, 2 pro Stange, dürfen sie frei tragen. Nach der Prozession werden die Blumenschlangen von den Stangen entfernt und von den Familien mit nach Hause genommen wo sie bestimmte Plätze bekommen. Sie sollen vor Unwetter und Blitzschlag schützen.

Sepp Tiefenbacher widmete diesem Brauch ein Gedicht, daß heißt:"Der Rohrer Umgang" in dem Buch "Leben und arbeiten im Wald".

 

Die seit Generationen hier ansässige Bevölkerung lebte seit jeher von Waldreichtum und Viehzucht. Die Hälfte der jetzigen Wiesen und Äcker wurden zum Anbau von Kraut ,Kartoffeln, Korn Hafer, Gerste und Flachs genutzt, die dem Eigenbedarf der Grossfamilien ( bis zu 20 Leuten ) dienten. Für den Anbau von Weizen, Kukuruz, Obst und Wein war das Klima zu rauh, diese Waren wurden im Tauschhandel erworben.Somit war man zum großen Teil Selbstversorger.

Die Bewohner des Ortes lebten bis zur Jahundertwende, großteils von der Holzverarbeitung, (Schwerpunkt: Holzkohle; Lohgewinnung) und Kalkbrennerei. Die Waren ( Holzkohle, Binderwaren, Sensen, Sicheln,Butten, Schaffeln, Lohe, Kalk,......) wurden nach Wien, Ungarn und Siebenbürgen geliefert. Die finanziell unbemittelten Köhler waren gezwungen, ihren Lebensunterhalt durch das Wildern zu ergänzen und standen daher in keinen guten Ruf.
Daß die Bevölkerung des Ortes um 1700 nicht lebensmüde war und hie und da auch ausgelassen sein konnte, möge der kleine Auszug aus dem für Rohr zu der Zeit erlassenen Banntainding( Originalabschrift) bestätigen in dem es heißt:

" nicht weniger vermügen gleichesfalß die zum öfteren außgangene kaiserliche generalien und publicirten policeiortnungen....daß überflüssige fressen und vollsaufen nit zu passieren sontern nach möglichkeit abzustöllen. also sollen derwögen die öffentlichen faschingstänz bei welchen sonterlichen von jungen unverheurathen manns- und weibspersonen große unzucht und andere leichtförtigkeit getriben wierdt, danne auch die fast bei jedermann im schwang gehente unziembliche fressereien wann etwann ainer irgent ain schwein schlachtet, so man sautänz nennent, darbei manicher fast sovil aufgehen last als die schwein costet oder balt den halben thail desselben unter ainsten verzöhret , von welchem er mit seinem haußgesindl aine lange zeit zu össen hette.....".(wahrscheinlich Martfreiung)

1848 Florian Sommer wurde zum ersten freigewählten Bügermeister von Rohr im Gebirge.
1880 Der erste Karrenweg durch den Klausgraben entstand.


Bürgermeister:

1945 - Schneider Josef
1946 - 1953 Strohmayer Anton
1953 - 1955 Sallmannshofer Rudolf
1955 - 1970 Wagner Franz
1970 - 1983 Schweiger Wilhelm
1983 - Sallmannshofer Heinrich


1850 bis zu diesem Jahr war der Rohrer Sattel eine nicht ausgebaute Sackstraße.
1877 wurde das Postamt Rohr i.Geb. eröffnet und eine Personenbeförderung mittels Postkutsche

         nach Gutenstein ermöglicht. Mit den Pferdekutschen des Phillip Sommer.
1884 -1894 Der Aus-bzw.der Neubau der Straße über den Rohrer Sattel und weiter von Rohr i.Geb.

                   über den Ochsattel in das Traisental beendete die Weltabgeschiedenheit der Gemeinde.
1886-1888 wurde ein neues Schulgebäude erbaut.
1907 wurde am Hochreit ein Schloß im Jugendstil erbaut, Besitzer war Ludwig von Wittgenstein (Philosph)

         das ihn als Ruhesitz diente.
1910 wurde eine Verkehrsverbindung Rohr - Gutenstein über die Haselrast ermöglicht.
1945 nach schweren Gefechten an der Gemeindegrenze zu Gutenstein zwischen dem 23.4.und 7.5. wurde Rohr

         am 8.5.1945 von russischen Truppen besetzt. Insgesamt waren 4 Tote zu beklagen.
1950 im Sommer wurde die Vollksschule mit einer Wasserleitung versehen.
1950-1962 wurde die Pfarrkirche vollständig renoviert.
1954-1956 wurde die Gutensteiner Bundesstraße umgebaut.
1957-1959 wurde dieser Umbau mit der Ortsumfahrung fortgesetzt.
1964 im Frühjahr wurde das neue Gemeindeamt und die Garagen für Feuerwehr und Rettung fertiggestellt.
1965 im Frühjahr wurde mit der Elektrifizierung des Gemeindegebietes durch die EVN (ehem.NEWAG )

         begonnen und 1966 fertiggestellt. Im selben Jahr wurde mit dem Ausbau der B 21 über den Rohrer Berg begonnen.
1968 begann der Schulumbau, im August des selben Jahres fand die Einweihung des neuen Musikhauses statt.

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